Eugen Ruge "In Zeiten Des Abnehmenden Lichts" Roman
25/04/12 14:46
Eugen Ruge - „In Zeiten Des Abnehmenden Lichts“ - Roman - Rowohlt
Neugierig gemacht durch Presse und Fernsehen wollte ich Eugen Ruge`s Roman alsbald lesen, zumal er auch unter viel Tamtam den Deutschen Buchpreis bekommen hatte. In meiner Buchhandlung bekam ich sogar ein vom Autor anlässlich der Lit Cologne signiertes Exemplar. Allerdings, und das verwunderte mich, fiel die Beurteilung des Romans durch die Buchhändlerin nicht gerade euphorisch aus. Neugierig geworden begann ich zu lesen. Der Schreibstil des Autors ist eingängig, Personen und Schauplätze weckten zunächst Interesse. Je weiter ich allerdings las, desto skeptischer wurde ich. Es wurde klischeehaft. Oft hatte ich den Verdacht, der Autor verfolge kabarettistische Absichten. Die Handlung trägt häufig operettenhafte Züge. Die agierenden Personen erfüllen die Norm. So stellte man sich den versponnenen Altkommunsten vor - Wilhelm-, der private Hilfsaktionen für Fidel Castro startet, so seine unzufriedene, weil wenig gewürdigte Frau Charlotte, die eingebürgerte Russin Irina, die einen so entzückenden Akzent hat und dann noch dem Alkohol verfällt, die russische Babuschka, die nie heimisch geworden ist und immer noch russisch radebrecht, den zaudernden, aber irgendwo doch linientreuen Karl und schließlich am Schluss noch den Urenkel Markus , der auch dem Klischee des halbstarken Wessis entsprechen muss - aufsässig und verhascht. Dann noch die Uralt-Hippies in Mexiko. Schade! Ich hatte mir mehr versprochen, tiefere Einsicht in das Leben in der DDR, mehr Erkenntnisse in das Denken, vielleicht in die Gewissenskonflikte einer intellektuellen Schicht! Wie viel lebendiger, lebensechter wirken da doch die Akteure in Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“. Hier kann man wirklich das DDR-Leben einer gebildeten Familie verfolgen, ihr Hadern und ihr Zurechtkommen-Müssen in einer schwierigen Welt. Wie schön werden hier die Schauplätze beschrieben. Bei Ruge auch hierzu nur Klischeehaftes. Schade!