Meine Frau Hannegret und unser Sohn Johannes vor der Tür unseres Cottages in Cleddagduff/Connemara, in dem wir 1986 Urlaub machten
Es war unser zweiter Urlaub in Irland. Diesmal hatten wir uns das wilde Connemara ausgesucht. In Le Havre sollte es auf die Fähre gehen. Leider stellte sich diesem Ziel in der Stadtmitte ein Porsche in den Weg. Eine zum Glück ruhige Unfallgegnerin, herbeigerufene Polizei, eine verzweifelte Ehefrau und ein erschrockener Sohn bildeten das Szenario. Der schöne Sportwagen hatte mehr abbekommen als mein Auto und so setzten wir die Fahrt bis zur Polizeiwache fort, von wo aus ich den ADAC in München anrufen konnte. Die Leute dort halfen bei der Abwicklung des Schadens. Zum Glück erreichten wir die Fähre noch pünktlich. Wir waren froh, als wir unser Auto auf dem Parkdeck abgestellt und unsere Kabine bezogen hatten. Bei ruhiger See legten wir ab.
Doch nach etlichen Stunden frischte der Wind auf und entwickelte sich zu einem kräftigen Sturm, der bald Windstärke 10 bis 11 erreichte. Das Schiff schlingerte und tanzte in den riesigen Wellen, es gab die ersten Seekranken. Unserem Sohn war nur schwer auszureden, dass es in der Irischen See keine Eisberge gäbe, wie er sie noch einige Tage zuvor im Fernsehen bei einem Film über den Untergang der Titanic gesehen hatte. Zum Glück wurden wir von der Übelkeit verschont. Es blieb uns nur die Sorge um das Auto im Bauch des Schiffes. Wir hofften, dass die Fahrzeuge dort nicht durcheinander purzelten. Am nächsten Morgen war das Restaurant zum Frühstück völlig leer, und wir konnten, zwar etwas schaukelnd, unser erstes irisches Frühstück mit Genuss einnehmen. Mit großer Verspätung kamen wir schließlich in Rosslare an und hatten noch den weiten Weg nach Connemara vor uns. Unmöglich konnten wir unser Ziel noch am gleichen Tag erreichen. So riefen wir die Vermieterin unseres Ferienhauses an und teilten ihr mit, dass wir erst am nächsten Tag ankämen. In Kilkanny machten wir Station, suchten ein Hotelzimmer und ließen den Tag in einem gemütlichen Pub ausklingen. Frohgemut machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Connemara. Wir waren von der Gegend, durch die wir fuhren, hellauf begeistert und kamen so in der Hoffnung, nun endlich den Urlaub beginnen lassen zu können, in Cleddagduff in der Nähe von Cliffden an. „Das muss unser Haus sein“, rief unser Sohn. Tatsächlich, so sah auch das Haus im Prospekt aus, aber, davor hing ja Wäsche auf der Leine und aus den Fenstern schaute eine muntere Kinderschar. Die Vermieterin, die in der Nähe des Ferienhauses einen kleinen Supermarkt mit Postoffice und Pub und Tankstelle betrieb, war nicht da. Ihrem Sohn trugen wir nun vor, dass ja wir eigentlich das Haus bewohnen wollten. Er war auch einsichtig und versprach, die dort hausenden Iren rauszuwerfen. In zwei Stunden sollten wir wiederkommen. Wir fuhren nach Claggen und sahen uns ein wenig im Hafen um. Als wir unser Ferienhaus dann endlich betreten durften, hätten wir uns am liebsten auf dem Absatz umgedreht. Um es kurz zu machen, das Haus war unbewohnbar! Ein Gasherd ohne Knöpfe, ein Küchenschrank ohne Scheiben, feuchte Betten und angeschimmelte Kopfkissen. Der Sohn der Vermieterin beteuerte, alles richten zu wollen, redete fortwährend von seven irish people, die das alles so verunstaltet hätten. Nein, hier wollten wir nicht vier Wochen bleiben! Es wurde dann vereinbart, dass wir in das Nachbarhaus umziehen sollten, in ein kleines, urgemütliches Cottage. Erleichtert luden wir unser Gepäck über den Zaun ins neue Haus. Als am Abend das Torffeuer im Kamin brannte und wir unseren ersten Whisky schlürften, waren die Schrecknisse unserer Anreise schon beinahe vergessen. Als wir am nächsten Morgen wach wurden, erwartete uns eine Überraschung. Im Wohnzimmer, gleich hinter der Haustür, hatte sich eine große Pfütze gebildet. Erinnerungen an eine Episode aus Heinrich Böll`s „Irischem Tagebuch“ tauchten auf. Die Pfütze wurde immer größer, weil der Regen immer heftiger wurde. Zu Hause hatte man uns gesagt, Regen sei in Irland nicht von langer Dauer und würde bald wieder von Sonnenschein abgelöst. Nicht so an unserem ersten Ferientag! Die kleine Insel Omey, gestern noch von unserem Cottage aus gut zu erkennen, lag hinter Regen und Nebelschwaden verborgen. Neugier trieb uns aber aus dem Haus, denn wir wollten doch wissen, wie die Gegend aussah, in die es uns verschlagen hatte. Also bestiegen wir im Schutze unserer Schirme das Auto und fuhren einfach los. Die Einfahrt zu unserem Haus