Old My Passion Flyfishing© 2011 Volker Krause Schreiben Sie mir

Auch ein blindes Huhn …………


Einstellschlitten

Meine Frau hatte ehemalige Kolleginnen zum Kaffeekränzchen eingeladen. Bei den Vorbereitungen hierzu durfte ich ihr helfen. Schließlich meinte sie aber, es sei wohl doch besser, wenn ich nicht im Hause sei, wenn die Damen kämen, das Geschnatter so vieler Frauen würde mich doch wohl nur stören!
Das sah ich auch ein, zumal meine Gattin mir vorschlug, ich solle doch schoppen gehen, um mir was Schönes zu kaufen.
Zeitig verließ ich das Haus, um mich beim Herrenausstatter meiner Wahl - der großen Größen wegen - nach einer Frühjahrsjacke umzusehen. Was der bemühte Verkäufer zunächst anschleppte, gefiel mir überhaupt nicht! Als mein Blick dann in eine Ecke des Ladens fiel, in dem hochpreisigere Modelle hingen, hellte sich meine Mine auf. Das Teil gefiel mir, schon beim Anziehen signalisierte es, dass es zu mir passe. So teuer war es nun ja auch wieder nicht!
Nach Hause konnte ich jetzt aber noch nicht, die Damen saßen bestimmt noch bei Kaffee und Kuchen.
Also, wieder ins Auto und ins Parkaus am Neumarkt, sehr nahe am Fotoladen meines Vertrauens gelegen.
Ich hielt mich erst gar nicht lange im oberen Teil des Ladens bei der Laufkundschaft auf, sondern stieg gleich die Treppe hinunter, wo sich die „ernsthaften“ Amateure treffen.
In dem engen mit allerlei Profimaterial vollgestopften und schlecht belüfteten Raum drängten sich schon etliche Kunden. Also warten und Ausschau nach Nützlichem halten!
Dabei viel mir ein Mann auf, der etwas in der Hand hielt, nach dem ich mich heute erkundigen wollte, einen Einstellschlitten für Macroaufnahmen. Dieser Mann stand zusammen mit einem Verkäufer an einem Wühltisch, der mit mit einer Unzahl gebrauchter und beschädigter Fotoartikel beladen war. Auf dem Aufkleber des besagten Teils stand 9 €. EinSpottpreis für so etwas, wenn es dann auch noch funktionieren würde!
Unauffällig näherte ich mich dem Wühltisch, in der Hoffnung ein zweites Exemplar zu finden, vergeblich. Kunde und Verkäufer waren in ein ernstes Gespräch, nun aber über den Aufsatz für ein Blitzgerät, vertieft. Der Einstellschlitten war aber immer noch in der Hand des Interessenten. Natürlich versuchte ich krampfhaft, kein sichtbares Interesse für jenes Teil zu signalisieren. Das Gespräch der beiden fand kein Ende.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sagte der Kunde, er sei sich doch nicht ganz sicher, dass der Aufsatz zu seinem Blitz passen würde, er käme morgen mit dem besagten Gerät zwecks Anprobe wieder, dann könne man auch alles Weitere besprechen. Dabei drückte er dem Verkäufer den Einstellschlitten in die Hand, und verabschiedete sich mit einem Bis-Morgen.
Der Verkäufer legte das Gerät meiner Begierde auf den Tisch zurück. „Nein, nein,“ sagte ich sofort, „den geben Sie gleich mal mir!“
Tatsächlich! Die Konstruktion funktionierte noch prächtig, ich war happy! Dieses Hochgefühl dämpfte der junge Verkäufer aber sofort, als er sagte, das zu benutzende Gewinde der Befestigungsschraube für die Kamera passe nicht auf moderne Fotoapparate! Umsonst gefreut? Ich fragte, ob man die Schraube nicht einfach austauschen könne. Das sei eine gute Idee, sagte der Verkäufer und wühlte in einem Kästchen herum, wobei er tatsächlich die passende Schraube fand, die wurde dann auch noch mit einem Zwischenring vor dem Herausfallen gesichert.
Als der junge Mann dann sagte, die kleine Schraube sei aber ziemlich teuer, 6 €, versuchte ich tatsächlich noch zu handeln, gab das aber doch dann recht schnell auf, zumal der Verkäufer, bei einer ständig anwachsenden Kundenschlange eine geschlagene Viertelstunde das Gerät für meine Kamera funktionstüchtig machte.
Als ich sagte, da hätte ich aber Glück gehabt, sagte der junge Mann: „ Gott sei Dank bin ich morgen nicht im Laden!“ Mein schlechtes Gewissen wurde schnell von einem anwachsenden Glücksgefühl überlagert
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